Unser Experte für Beschneidung – Pro

Prof. Dr. med. Stefan R. Bornstein (Beschneidung - Pro)

Spezialisierungen: Endokrinologie (Hormonstörungen), Nebennierenerkrankungen, Innere Medizin, Prävention und Public Health (Volksgesundheit)

Institution und Position: Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III und des Zentrums für Innere Medizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Lehrstuhlinhaber (C4) für Innere Medizin mit Schwerpunkt Endokrinologie an der Technischen Universität Dresden. Koordinator der NIH (National Institutes ofHealth, USA) Konsensus-Konferenz zu Nebennierentumoren. Dekan des teansCampus sowie Chair und Honorary Consultant am King`s College London,UK.

Stand: 14.03.2018

Die Mitschrift des Interviews mit Prof. Dr. med. Stefan R. Bornstein (Beschneidung - Pro) zum Thema “Beschneidung – Pro”

Wie viele Neugeborene und Jungen werden weltweit beschnitten?

Die Beschneidung männlicher Neugeborener und Jungen ist weltweit eine der häufigsten Maßnahmen überhaupt. Man muss davon ausgehen, dass 30% der Bevölkerung beschnitten sind, also 1 Milliarde Menschen oder mehr sind beschnitten.

Ist die Beschneidung männlicher Neugeborener medizinisch sinnvoll?

Die Beschneidung männlicher Neugeborener wird zum einen aus religiösen Gründen durchgeführt, bei bestimmten Religionsgruppen, zum Beispiel der jüdischen Religionsgemeinschaft. Sie ist aber auch in vielen Ländern, angloamerikanische Länder vor allem, eine Maßnahme, die im Rahmen der Volksgesundheit als präventive, medizinische Maßnahme über viele Jahrzehnte durchgeführt wird.

Wie beurteilt man den Nutzen einer medizinischen Maßnahme?

Medizinische Experten beraten sich gegenseitig über Sinn und Nutzen einer medizinischen Maßnahme nach sogenannten Kriterien der Evidenz. Das heißt es gibt eine Möglichkeit, die Studienlage, die wissenschaftlichen Daten einzuordnen und damit dann eine Einschätzung zu gewinnen, ob eine solche medizinische Maßnahme sinnvoll ist und mehr Nutzen als Schaden bringen kann oder mehr Schaden als Nutzen.

Welche Risiken hat eine Beschneidung männlicher Neugeborener?

Die Risiken der Beschneidung männlicher Neugeborener, männlicher Jugendlicher sind extrem gering. Es ist sicherlich eine der sichersten medizinischen Maßnahmen, die durchgeführt werden kann und wenn von entsprechendem Fachwissen und ausgebildetem Personal, kommt es eigentlich nie zu schwerwiegenden Komplikationen. Man muss davon ausgehen, dass auch die Datenlage sehr gut zeigt, dass Sexualität, sexuelle Funktion bei Männern durch diese Beschneidung nicht beeinträchtigt wird. Ob es tatsächlich Langzeitfolgen gibt, in der Empfindlichkeit oder auch psychische Störungen, ist anhand der vorhandenen Studien nicht sehr gut zu beurteilen und man kann diesen Schluss daher zur Zeit nicht ziehen.

Ist die Beschneidung eine präventiv medizinische Maßnahme?

Die Beschneidung männlicher Neugeborener, gesunder männlicher Neugeborener, als präventiv medizinische Maßnahme ohne religiösen Hintergrund, wurde in Europa sehr lange sehr kritisch betrachtet. Neueste Daten zeigen jedoch in sehr großen kontrollierten Studien, dass es mehr Vorteile als Nachteile für diesen Eingriff gibt. Es sind erhebliche Vorteile, nicht nur in der Entwicklung des Gebärmutterkrebses bei Frauen oder der Genitalinfektionen, sondern insbesondere auch bei Infektionen wie AIDS, HIV zu sehen oder auch beim Peniskarzinom. Und man muss sagen, da unsere Bevölkerung auch in Europa ja immer älter wird, Diabetes und Übergewicht eine große Rolle spielen, kann eine Beschneidung diese Komplikationen, die oft mit diesen Krankheiten einhergehen wie Phimosen oder Genitalinfektionen, verhindern. Es ist also daher von den großen amerikanischen Fachgesellschaften, den amerikanischen Kindergesellschaften, aber auch der Weltgesundheitsorganisation, die jetzt wieder eine sehr starke Empfehlung FÜR die Beschneidung männlicher Neugeborener als präventiv medizinische Maßnahme gegeben.

Wie sollten sich Eltern gegenwärtig verhalten?

Die Öffentlichkeit und Eltern sollten auch in Europa das Recht haben, sich über die derzeitige Datenlage, über Sinn und Nutzen der Beschneidung ihrer männlichen Neugeborenen adäquat informieren zu können. Derzeit scheint es so, dass die neuesten Studien eher für einen präventiv medizinischen Nutzen sprechen.

Es ist derzeit aber in Deutschland verboten, gesunde Neugeborene aus nicht-religiösen Gründen als präventiv medizinische Maßnahme beschneiden zu lassen. In Zukunft muss sich zeigen, wie die Datenlage es rechtfertigen wird, nicht nur die Fachgesellschaften, ein Expertenpanel von Medizinern zu überzeugen, sondern auch das entsprechende Rechtssystem anzupassen.

Infos zur Person

In der deutschen Öffentlichkeit ist das Thema Beschneidung männlicher Neugeborener sehr viel diskutiert worden in letzter Zeit. Dabei zeigte sich, dass das medizinische Fachwissen und die derzeitige Studienlage deutlich zu kurz kamen. Die Diskussion beschränkte sich teilweise auf ethische, juristische, kulturelle und religiöse Aspekte. Ich selber bin Direktor der Medizinischen Klinik an der Universität Dresden und wir haben uns in einer Gruppe von Experten von Universitäten, von Mitgliedern der Ärztekammern, von Allgemeinmedizinern, Chirurgen, Psychiatern, Psychologen, und Präventivmedizinern zusammengesetzt und die gesamte Datenlage, die wissenschaftliche Datenlage, durchgesehen und analysiert und bewertet.

Infos zur Klinik

Ich bin Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Universität Dresden und wir beschäftigen uns mit den internistischen Krankheit, den häufigen Volkskrankheiten – Allgemeinmedizin, Rheumatologie, Nephrologie, Diabetes, und haben auch ein großes Institut was sich mit Forschung und Präventivmedizin beschäftigt.

Lebenslauf:

Wissenschaftlicher und beruflicher Werdegang

1982-1988 Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm und der Universität Miami, USA
1988 Promotion zum Dr. med., Approbation als Arzt
1990 Förderpreis für wissenschaftlichen Nachwuchs Baden-Württemberg
1988-1994 Facharztausbildung Innere Medizin an der Medizinischen Klinik der Universität Ulm (Klinik für Rheumatologie, Nephrologie, Endokrinologie, Stoffwechsel und Gastroenterologie, Prof. Dr. E.F. Pfeiffer, Prof. Dr. G. Adler)
1994 Facharztanerkennung für Innere Medizin
1995 Habilitation und Venia Legendi für Innere Medizin
1995 Marius-Tausk-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
1996 Facharztanerkennung für das Teilgebiet Endokrinologie
1996 Diabetologe DDG
1994-1997 Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III der Universität Leipzig (Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie, Geriatrie und bildgebende Verfahren, Prof. Dr. W.A. Scherbaum)
1996-1997 Koordination eines Teilbereichs des IZKF der Universität Leipzig
1996-1999 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
1997-2000 Abteilung für Endokrinologie, NICHD, National Institutes of Health, Bethesda, USA. (Prof. Dr. G.P. Chrousos)
1999-2002 Scientific Coordinator einer NIH Konsensus Konferenz “Management of the clinically inapparent adrenal mass (incidentaloma)
2000-2001 Acting Unit Chief in der Abteilung für Endokrinologie, National Institute of Child Health and Human Development, NIH, Bethesda, USA
2001-2004 C3-Professor und stellvertretener Klinikdirektor in der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie (Direktor: Prof. Dr. W.A. Scherbaum), Universitätsklinikum der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
2002 Ruf auf Lehrstuhl Innere Medizin (Chair of Medicine), Universität Adelaide,
abgelehnt 2003
2003 Ruf auf Lehrstuhl Innere Medizin (Milli Schembechler Chair) University of Michigan, Ann Arbor, abgelehnt 2004
Seit 01.10.2004 C4-Professor und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III und des Zentrums für Innere Medizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden
Seit 2006 Gründungsmitglied und Leiter Translationskomitee „Center for Regenerative Therapies Dresden“ (CRTD)
Seit 2007 Mitglied der Graduiertenschule „Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering“ (DIGS-BB)
Seit 2008 Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG
Seit 2010 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Seit 2011 Sprecher der DFG Klinischen Forschergruppe KFO 252
Seit 2011 Koordinator PLID/Diabetes Gesundheitszentrum
Seit 2012 Wissenschaftlicher Sekretär des DFG Transregio 127

Mitgliedschaften:

Publikationen:

  • Kittappa R, Bornstein SR, Androutsellis-Theotokis A.
    The Role of eNSCs in Neurodegenerative Disease.
    Mol Neurobiol. 2012 Jul 21. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 22821143.
  • Chatzigeorgiou A, Karalis KP, Bornstein SR, Chavakis T.
    Lymphocytes in obesity-related adipose tissue inflammation.
    Diabetologia. 2012 Oct;55(10):2583-92. Epub 2012 Jun 26. PubMed PMID: 22733483.
  • Pistrosch F, Passauer J, Herbrig K, Schwanebeck U, Gross P, Bornstein SR.
    Effect of Thiazolidinedione Treatment on Proteinuria and Renal Hemodynamic in Type 2 Diabetic Patients with Overt Nephropathy.
    Horm Metab Res. 2012 Jun 21. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 22723267.
  • Fox CS, Liu Y, White CC, Feitosa M, Smith AV, Heard-Costa N, Lohman K; GIANT Consortium; MAGIC Consortium; GLGC Consortium, Johnson AD, Foster MC, Greenawalt DM, Griffin P, Ding J, Newman AB, Tylavsky F, Miljkovic I, Kritchevsky SB, Launer L, Garcia M, Eiriksdottir G, Carr JJ, Gudnason V, Harris TB, Cupples LA, Borecki IB.
    Genome-wide association for abdominal subcutaneous and visceral adipose reveals a novel locus for visceral fat in women.
    PLoS Genet. 2012May;8(5):e1002695. Epub 2012 May 10. PubMed PMID: 22589738; PubMed Central PMCID: PMC3349734.
  • Därr R, Zöphel K, Eisenhofer G, Abolmaali N, Gastmeier J, Wieczorek K, Jelinek V, Kamvissi V, Bornstein SR, Hofbauer LC.
    Combined use of 68Ga-DOTATATE and 18F-FDG PET/CT to localize a bronchial carcinoid associated with ectopic ACTH syndrome.
    J Clin Endocrinol Metab. 2012 Jul;97(7):2207-8. Epub 2012 Apr 23. PubMed PMID: 22529105.
  • Vukicevic V, Schmid J, Hermann A, Lange S, Qin N, Gebauer L, Chung KF, Ravens U, Eisenhofer G, Storch A, Ader M, Bornstein SR, Ehrhart-Bornstein M.
    Differentiation of Chromaffin Progenitor Cells to Dopaminergic Neurons.
    Cell Transplant. 2012 Apr 10. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 22507143.
  • 394: Vukicevic V, Rubin de Celis MF, Diaz-Valencia G, Bornstein SR, Ehrhart-Bornstein M.
    Modulation of Dopaminergic Neuronal Differentiation from Sympathoadrenal Progenitors.
    J Mol Neurosci. 2012 Mar 25. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 22447400.
  • 393: Androutsellis-Theotokis A, Rubin de Celis MF, Ehrhart-Bornstein M, Bornstein SR.
    Common features between chromaffin and neural progenitor cells.
    Mol Psychiatry. 2012 Apr;17(4):351. doi: 10.1038/mp.2012.18. PubMed PMID: 22446576.
  • 392: Willenberg HS, Gruber M, Eisenhofer G, Bornstein SR.
    [Endocrine hypertension: new aspects and developments].
    Dtsch Med Wochenschr. 2012 Mar;137(13):627-30. Epub 2012 Mar 20. German. PubMed PMID: 22434168.
  • 1: Bornstein SR, Ehrhart M, Scherbaum WA, Pfeiffer EF. Adrenocortical atrophy of hypophysectomized rats can be reduced by corticotropin-releasing hormone (CRH). Cell Tissue Res. 1990 Apr;260(1):161-6. PubMed PMID: 2340580.