Unerkannte Rückenmarksverletzungen

Wenn Rückenmarksverletzungen nach einem Unfall unerkannt bleiben, kann das schwerwiegende Folgen haben. Meist müssen solche Patienten dann innerhalb von 14 Tagen erneut stationär aufgenommen werden. Dies kann als Indikator für die Behandlungsqualität bei dem ersten Krankenhausaufenthalt nach dem Unfall angesehen werden. Die Häufigkeit einer verzögerten Erkennung von Rückenmarksschädigungen im Halsbereich hat sich leider in den vergangenen 10 Jahren verdoppelt. In einer wissenschaftlichen Erhebung aus Taiwan wurde nun analysiert unter welchen Bedingungen solche Fälle eintreten.

Zwischen 2001 und 2011 wurden in Taiwan mehr als 23.000 Fälle von unfallbedingten Rückenmarksverletzungen registriert und in fast 1000 Fällen mussten Patienten binnen 14 Tagen erneut stationär aufgenommen werden. Letzteres waren überwiegend Fälle, die zunächst als leicht angesehen wurden, anfangs in kleinen Krankenhäusern behandelt wurden oder in größeren Krankenhäusern auf orthopädischen oder anderen chirurgischen Stationen aufgenommen worden waren. Große Krankenhäuser mit sowohl orthopädischen als auch neurochirurgischen Abteilungen schnitten besser ab. Besonders gefährdet erscheinen Patienten, die unfallbedingte Verletzungen im Brust- oder Lendenbereich aufweisen oder ein sog. Polytrauma an zahlreichen Körperregionen erlitten haben (1).

Expertenkommentar:

Die sofortige Erkennung möglicher Rückenmarksverletzungen, ein adäquater Transport der Unfallopfer sowie dierasche Diagnostik und Sofortbehandlung sind kritische Faktoren um bleibende neurologische Funktionsausfälle zu verhindern.Die häufigste Ursache für die verzögerte Erkennung unfallbedingter Rückenmarksverletzungen sind inkomplette Läsionen, die keine eindrucksvollen Symptome wie z.B. eine Querschnittslähmung verursachen. Von der nationalen Erhebung aus Taiwan können wir lernen, dass bei Unfallopfern eine gut strukturierte und rasche Diagnostik und Therapie in einem dafür ausgerichteten Traumazentrum angestrebt werden sollte.