Rheumatische Herzerkrankung weltweit

Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus verschiedenen Kontinenten hat unter Leitung von Professor David Watkins von der University of Washington in Seattle, USA, das Problem der rheumatischen Herzerkrankung aufgegriffen und neue Zahlen zu deren weltweiter Verteilung vorgelegt.

Die rheumatische Herzerkrankung ist eine Folge des rheumatischen Fiebers, das im Rahmen einer unbehandelten Infektion des Rachenraums mit Streptokokken der Gruppe A auftritt und meist Kinder im Alter von 5-15 Jahren betrifft. Die akute bakterielle Racheninfektion kann durch Penicillin i.d.R. gut behandelt werden, so dass das rheumatische Fieber nicht auftritt. Die WHO, also die Weltgesundheitsorganisation, hat durch große Programme wesentlich dazu beigetragen, das rheumatische Fieber und die dadurch bedingte rheumatische Herzerkrankung weltweit zurückzudrängen. Die Erkrankung tritt heute noch insbesondere in armen Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung und bei schlechten sanitären Verhältnissen auf.

Die Wissenschaftler fanden, dass das rheumatische Fieber und die rheumatische Herzerkrankung seit 1990 weltweit deutlich zurückgegangen sind. Im Jahr 2015 gab es aber in Indien noch 13,2 Millionen, in China 7 Millionen, in Pakistan 2,2 Millionen, in Indonesion 1,2 Millionen und im Kongo knapp 1 Million Fälle von rheumatischer Herzerkrankung. In diesen Ländern waren auch numerisch die höchsten dadurch bedingten Todesfälle zu verzeichnen. Prozentual am häufigsten ist die rheumatische Herzerkrankung in der Bevölkerung von Südasien, in der zentralen Sub-Sahara-Region in Afrika und in Ozeanien, wo zwischen 10 und 15 Menschen auf 1.000 Einwohner betroffen sind (1). Die Studie wurde wesentlich unterstützt durch die Bill und Melinda Gates-Stiftung.

Expertenkommentar:

In Westeuropa ist das rheumatische Fieber sehr selten geworden, man schätzt nicht mehr als 1 Fall pro 100.000 Personen. Aus diesem Grund ist die Erkrankung auch in Deutschland aus dem Blickfeld geraten und es besteht hierzulande die Gefahr, dass die Diagnose zu spät gestellt wird.