Blutzuckerschwankungen schädlich?

Starke Blutzuckerschwankungen über den Tag hinweg sind offenbar nicht der Grund für diabetesbedingte Folgeerkrankungen an Nieren, Augen und Nerven. Das zeigten neue Analysen der nordamerikanischen DCCT-Studie, der Schlüsselstudie für die moderne Behandlung des Typ-1-Diabetes (1).

In der DCCT-Studie wurden Patienten mit einem Typ-1-Diabetes, also dem insulinpflichtigen Diabetes, über durchschnittlich 6 ½ Jahre hinweg, entweder intensiv mit einer Insulinpumpe bzw. mehrmals täglichen Insulininjektionen, oder konservativ mit einer Spritze von Mischinsulin vor dem Frühstück und einer solchen Spritze vor dem Abendessen behandelt. Dabei zeigte sich, dass die Güte der Diabeteseinstellung durch den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c sehr gut angezeigt wird. Ein hoher HbA1c-Wert ist bei Diabetespatienten mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten und Fortschreiten diabetischer Folgeerkrankungen an Nieren, Augen und Nerven verbunden. Der HbA1c-Wert wird direkt im Blut gemessen, er kann aber auch indirekt durch die Ergebnisse der mehrmals täglichen Blutzuckermessungen abgeschätzt werden. Die Bedeutung stärkerer Blutzuckerschwankungen über den Tag hinweg war bisher unklar. Nach den neuen wissenschaftlichen Analysen können solche Blutzuckerschwankungen keine über den HbA1c-Wert hinausgehenden Risikoprofile für die o.g. diabetischen Spätschäden anzeigen(1).

Expertenkommentar:

Diese Ergebnisse dürfen nicht so interpretiert werden, dass die Blutzuckertagesprofile für die Diabeteskontrolle beim Typ-1-Diabetes unwichtig wären. Vielmehr dienen sie zur täglichen Steuerung der Blutzuckerwerte. Bei solchen Patienten geht es eben nicht nur um die Verhinderung von Spätschäden sondern auch um die Vermeidung von Akutkomplikationen. Starke Blutzuckerschwankungen sind bei Menschen mit Typ-1-Diabetes meist Ausdruck einer schlechten Blutzuckereinstellung und können zu gefährlichen Unterzuckerungen mit Bewusstlosigkeit führen. Aus diesem Grunde ist es für die Betroffenen ratsam, gut geregelte Tagesabläufe anzustreben und starke Blutzuckerschwankungen möglichst zu vermeiden.