Aspirin in der Schwangerschaft

Das mehr als 100 Jahre alte Aspirin hilft nicht nur gegen Kopfschmerzen und zur Verhinderung von Verschlüssen großer Arterien. Die vorsorgliche Gabe einer niedrigen Dosis von Aspirin vermindert bei schwangeren Frauen das Risiko für die gefürchtete Präeklampsie. Dies ist eine Schwangerschaftskomplikation, die mit Bluthochdruck, einer Eiweißausscheidung im Urin und Schwellungen von Gesicht und Händen einhergeht und das Leben von Mutter und Kind gefährdet.

In einer prospektiven Plazebo-kontrollierten Studie, die in mehreren europäischen Landern durchgeführt wurde, wurden etwa 1.600 Frauen mit einem hohen Präeklampsie-Risiko eingeschlossen. Die Hälfte erhielt ab der 11.-14. Schwangerschaftswoche 150 mg Aspirin pro Tag; etwa gleich viele Frauen erhielten Plazebo. Die Aspirin-Prophylaxe erwies sich als erfolgreich: in der Aspirin-Gruppe gab es nur 13 Fälle mit Präeklampsie im Verlauf der weiteren Schwangerschaft, während in der mit dem Plazebo behandelten Gruppe 35 Fälle registriert wurden. Nebenwirkungen der Aspirintherapie wurden bei den Frauen nicht beobachtet. Neonatale Komplikationen, d.h. kindliche Komplikationen unmittelbar nach der Geburt, speziell die Sterblichkeit um den Zeitpunkt der Geburt herum, waren in beiden Gruppen doppelt so hoch wie bei anderen Schwangeren. Dies zeigt an, dass es sich bei den untersuchten Frauen generell um solche mit einem hohen Risiko handelt. Die Autoren empfehlen bei Frauen mit einem hohen Präeklampsie-Risiko vorsorglich mit Aspirin zu behandeln (1).

In einem Kommentar weisen die Professoren Greene und Solomon vom Massachusetts General Hospital in Boston darauf hin, dass die vorsorgliche Aspirintherapie entsprechend den Leitlinienempfehlungen der Amerikanischen Fachgesellschaft der Gynäkologen und Geburtshelfer nur bei Frauen mit einem hohen Präeklampsierisiko durchgeführt und schon ab der 12. Schwangerschaftswoche begonnen werden sollte (2).

Expertenkommentar:

Die Präeklampsie ist mit einem hohen Risiko für Komplikationen aund sogar Tod bei Mutter und Kind verbunden. Das Risiko für solche Komplikationen ist wesentlich höher wenn die Präeklampsie früh in der Schwangerschaft auftritt. Schon seit mehr als 30 Jahren ist bekannt, dass Frauen, die in der Schwangerschaft regelmäßig Aspirin einnehmen ein geringeres Risiko für eine Präeklampsie haben als andere Frauen. Metaanalysen von Studien haben inzwischen gezeigt, dass bei gefährdeten Frauen die regelmäßige Einnahme von Aspirin mit Beginn vor der 16. Schwangerschaftswoche die Rate von Präeklampsie, kindlicher Wachstusstörung und Kindstod um den Zeitpunkt der Geburt herum halbiert. Das Problem besteht aber darin, diejenigen Schwangeren ausfindig zu machen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen. In des hier vorgestellten Studie wurde dazu eine bestimmte Kombination von Parametern bei Mutter undKind herangezogen und die Aspirintherapie wurde schon am Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels begonnen, was sich als erfolgreich erwiesen hat.