Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Professor Baidal von der Universität Miami in den USA hat erstmals den Fall einer Patientin mit Typ-1-Diabetes beschrieben, die nach einer Inseltransplantation bisher schon über 1 Jahr hinweg keine Insulinspritzen mehr braucht. Es handelt sich um eine 43-jährige Frau, die schon seit 25 Jahren einen Typ-1-Diabetes hat und natürlich so lange auch Insulin spritzen musste. Die körpereigene Insulinproduktion war nachweislich versiegt. Die Patientin hatte unter der Insulintherapie auch immer wieder schwere Unterzuckerungen weil sie leichte Unterzuckerungen nicht wahrnehmen und daher bei einem niedrigen Brutzuckerspiegel nicht rechtzeitig Kohlenhydrate zuführen konnte.
Bei der Patientin wurde im Inseltransplantationszentrum der Universität Miami eine Inseltransplantation durchgeführt. Dabei wurden mehr als 600.000 Pankreasinseln transplantiert. Die Inseln wurden von einem verstorbenen Menschen als Spender gewonnen, sie wurden mit Blutplasma vermischt und per Laparoskopie, also über eine Bauchspiegelung, in das Bauchfell eingeführt. Die Inseln wurden dann einer besonderen Behandlung unterzogen: sie wurden mit einer Thrombinschicht und einer weiteren Plasmaschicht überzogen, sodass ein biologisches Gerüst entstand. Die Operation verlief unkompliziert. Die Patientin bekam dann als Vorbeugung gegen eine Abstoßung der Inseln, zur Unterdrückung des Immunsystems eine sog. Induktions-Immunsuppression und als Dauer-Immunsuppression die Substanzen Mycophenolat und Tacrolimus, wie das nach Organtransplantationen üblich ist. Nach 8 Monaten wurde Tacrolimus wegen Haarausfall auf Sirolimus umgesetzt.
Bei der Patientin konnte Insulin bereits 17 Tage nach der Transplantation abgesetzt werden. Nach 12 Monaten brauchte die Patientin immer noch kein Insulin. Der HbA1c-Wert als Parameter für die Güte der Blutzuckereinstellung über die vorausgegangenen 6-8 Wochen, lag nach 1 Jahr bei 6,0% und damit in der Nähe von Normalpersonen. Die über 7 Tage hinweg kontinuierlich unter der Haut gemessenen Glukosewerte lagen ebenfalls in der Nähe von Normalwerten. Unterzuckerungen kamen nicht vor (1).