Diabetes: Von Übergewicht profitieren

In der Fachwelt ist allgemein bekannt, dass Fettleibigkeit das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, Herzkranzgefäßerkrankung und bestimmte Tumorerkrankungen erhöht. Bei Fettleibigkeit ist das Risiko für Diabetes 7-fach und bei einer ausgeprägten Adipositas 19-fach erhöht, verbunden mit einem 30-fach erhöhten Risiko für Herz-und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall (1). Eine zusammenfassende Analyse von 20 kontrollierten Studien mit mehr als 250.000 Patienten mit Diabetes brachte jedoch ein überraschendes Ergebnis hervor: übergewichtige weisen im Vergleich zu  normalgewichtigen Menschen eine signifikant geringere Gesamtsterblichkeit auf. Detaillierte Analysen der Daten zeigten aber, dass nur ältere Menschen von ihrem Übergewicht profitieren und dass der Effekt mit zunehmender Diabetesdauer abgeschwächt wird. Den positiven Effekt des Übergewichts bei älteren Menschen erklären sich die Wissenschaftler damit, dass eine Gewichtsreduktion im Alter überwiegend auf Kosten eines Verlusts an Muskelmasse eintritt, wodurch die Prognose verschlechtert wird (2).

Expertenkommentar:

Es ist bekannt, dass bei alten Menschen, bei schweren fieberhaften Erkrankungen, ausgeprägter Herzschwäche, Tumorpatienten und auch bei Dialysepatienten ein Fettpolster Vorteile als Energiereserve bietet. Bei Dialysepatienten ist auf der anderen Seite Untergewicht mit einem deutlich erhöhten Sterberisiko verbunden. Obwohl also die Fettsucht ein starkes Risiko für verschiedene gravierende Krankheiten darstellt ist sie dennoch über die Gesamtbevölkerung betrachtet mit einem Überlebensvorteil verbunden. Dieses Phänomen wird in der englischen Fachsprache als „Obesity Paradox“, also als Fettsucht-Paradoxon, bezeichnet.