Das Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom, abgekürzt: ADHS, geht i.d.R. mit einer Aufmerksamkeitsstörung, Konzentrationsschwäche, Hyperaktivität und Impulsivität einher. Die Störung tritt im Kindesalter auf und kann bis ins Jugend- und Erwachsenenalter fortdauern. Daher ergibt sich die Frage, ob die Betroffenen für das Führen eines Kraftfahrzeugs geeignet sind. Bisherige Studien zu diesem Problem wurden vorwiegend von Patienten erhoben, die sich einer Behandlung im Krankenhaus oder einer psychiatrischen Praxis unterziehen mussten. Bei dieser Gruppe ergab sich eine 2-fach erhöhte Rate an Verkehrsunfällen.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA hat nun die Rate von Autounfällen der Gesamtgruppe von jungen Menschen mit einem ADHS im Bundesstaat New Jersey untersucht. Die Untersuchung erfolgte über den Zeitraum von 2004 bis 2014 und war begrenzt auf junge Menschen, die frisch ihren Führerschein bekommen hatten. Die Ergebnisse bei knapp 1.800 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einem ADHS wurden verglichen mit mehr als 13.000 Gleichaltrigen, ohne ADHS. Das mittlere Alter der ADHS-Gruppe betrug am Ende der Studie 22 Jahre. Die Diagnose ADHS wurde als solche akzeptiert, wenn sie durch den Hausarzt gestellt war, d.h. ohne weitere fachärztliche Untersuchung und Behandlung. Der Abgleich mit den Autounfällen erfolgte über die Datenbasis der Polizei des Bundesstaats New Jersey.
Während der Laufzeit der Studie, also zwischen 2004 und 2014 war bei knapp 43% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Führerscheinbesitz und ADHS mindestens 1 Unfall polizeilich aufgenommen worden, während dies bei Gleichaltrigen ohne ADHS nur knapp 36% waren. Dieses erhöhte Unfallrisiko bei Menschen mit ADHS war unabhängig von Geschlecht, vom Alter beim Erwerb des Führerscheins und von der aktuellen Medikation. Allerdings waren nur 12% der hier untersuchten jungen Menschen mit ADHS unter medikamentöser Behandlung (1).