Kopfschmerzen durch Medikamente

Bei Menschen mit Kopfschmerzen kann die häufige Einnahme von Schmerzmitteln paradoxerweise zu einer Verstärkung der Kopfschmerzen und zu deren Chronifizierung führen. Davon sind 1-2% der Bevölkerung betroffen. Die einzig erfolgreiche Behandlung der Kopfschmerzen ist dann das Absetzen der Schmerzmittel. Der Entzug war bisher meist in einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt in einer neurologisch oder psychosomatisch ausgerichteten Klinik verbunden.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Norwegen hat nun eine Methode eingeführt, mit der ein solcher Entzug schon durch eine kurze Intervention durch den Hausarzt erreicht werden kann. Dazu wurden Hausärzte in einem 1-tägigen Kurs darin geschult, die entsprechenden Patienten in einem strukturierten Gespräch über die Ursache der chronischen Kopfschmerzen, das Risiko einer Dauertherapie mit Schmerzmitteln und die Vorteile des Absetzens der Medikamente aufzuklären. Dies zeigte sich als extrem erfolgreich.

Für die Untersuchung zur Wirksamkeit einer solchen kurzen Intervention wurden 60 Patienten mit chronischen Kopfschmerzen durch übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln ausgewählt. Alle gaben an, dass sie mehr als 15 Tage pro Monat Kopfschmerzen haben und dafür an mehr als 10 Tagen pro Monat Schmerzmittel einnehmen. Ein Teil der Probanden erhielt die strukturierte Gesprächstherapie durch den Hausarzt. Die Patienten wurden in Abständen von 3-6 Monaten von einem Kopfschmerzspezialisten befragt.  Der Erfolg der hausärztlichen Kurzzeitintervention war überraschend gut: nach 16 Monaten hatten die mit der Gesprächstherapie behandelten Patienten im Durchschnitt 8 weniger Kopfschmerztage pro Monat und 13 Tage pro Monat weniger, an denen sie überhaupt Schmerzmittel brauchten. Die Rückfallquote lag nur bei 8%, ein überraschend gutes Ergebnis im Vergleich zu dem zeitlich geringen Aufwand.

Expertenkommentar:

Eine solche Kurzintervention durch den Hausarzt könnte als neue Option genutzt werden, um vielen betroffenen Patienten mit chronischen Kopfschmerzen einen raschen Zugang zur Therapie zu ermöglichen und ihnen einen längeren stationären Aufenthalt zu ersparen. Die Erprobung eines solchen Vorgehens ist auch in unserem Lande zu empfehlen.