Nahrungsmittelallergien im Kindesalter sind mit einem erhöhten Risiko für chronische Bronchitis, Asthma, Ekzeme und eine allergische Nasenschleimhautentzündung im späteren Kindesalter verbunden. Bisher haben besorgte Mütter ihre Kleinkinder von möglicherweise allergisierenden Nahrungsmitteln ferngehalten. Dies ist nach den Ergebnissen einer neuen Studie falsch. Forscher aus der McMaster Universität in Kanada haben gefunden, dass ein frühkindlicher Kontakt mit potenziell allergisierenden Nahrungsmitteln wichtig ist, um Nahrungsmittelallergien zu verhindern. Kinder, denen innerhalb der ersten 12 Lebensmonate keine Kuhmilch gegeben wurde, hatten im Vergleich zu Kindern, die schon im ersten Lebensjahr Kuhmilch bekamen ein nahezu 4-fach erhöhtes Risiko, später eine Kuhmilchallergie zu entwickeln. Nach den Daten bei mehr als 2100 Kindern verhielt es sich mit Eiern und Erdnüssen ähnlich: Kinder, denen diese Nahrungsmittel im ersten Lebensjahr nicht angeboten wurden, hatten ein doppelt so hohes Risiko, später eine Allergie gegen Eier bzw. Erdnüsse zu entwickeln. Nach Ansicht der Forscher ist es also günstig, dass die Mütter ihre Kinder schon innerhalb der ersten 4-6 Lebensmonate mit Nahrungsmitteln konfrontieren, die prinzipiell eine Allergie auslösen können.
Expertenkommentar:
Diese Untersuchungsergebnisse unterstützen die sog. Hygienetheorie zur Entstehung von Allergien. Es ist gut belegt, dass das Immunsystem in der frühen Kindheit erst noch voll ausreift und lernen muss, mit Umweltreizen umzugehen. Stillen durch die Mütter über mehrere Monate, d.h. die Muttermilch und die Entwicklung der Mutter-Kind-Beziehung sind sicherlich ein sehr wichtiger Grundschutz für das Kind; aber es ist auch nicht gut, innerhalb der ersten 12 Monate nichts zuzufüttern. In dieser Studie wird gezeigt, dass Vermeidung von Kuhmilch in den ersten Lebensmonaten die spätere Entstehung einer Kuhmilchallergie nicht verhindert sondern das Risiko erhöht. Andere Studien haben gezeigt, dass auch übertriebene Hygiene und ein fehlender Kontakt zu Tieren in der frühen Kindheit zusätzliche Faktoren darstellen, die zu einer fehlerhaften Ausbildung des Immunsystems führen und die Entwicklung von Allergien fördern.